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Opernstart Gut Immling 17.7.17: Bewegungen des Geistes

Dirigentin Cornelia von Kerssenbrock und Regisseur Stefano Simone Pintor arbeiten gemeinsam an der Immlinger Inszenierung von Verdis Oper Die sizilianische Vesper Foto Nicole Richter.KLDie Premiere von Giuseppe Verdis „Die sizilianische Vesper“ eröffnet am Samstag, 17. Juni die Festspiele Immling (17. Juni bis 13. August 2017). Den Spielplan und Tickets gibt es unter www.immling.de und telefonisch unter Telefon 08055 9034-0.

Atemberaubende Klänge vor einem brodelnden Pulverfass politischer Konflikte und privater Sehnsüchte - die dritte Dekade der Festspiele Immling wird mit Giuseppe Verdis „grand opéra“ „Die sizilianische Vesper“ eröffnet. Verdi komponierte 26 Opern in seinem Leben, „Die sizilianische Vesper“ ist eine derer, die selten aufgeführt werden.
Der junge italienische Regisseur Stefano Simone Pintor, der bereits mehrfach für sein kreatives Schaffen ausgezeichnet wurde, erklärt in einem Interview die Oper, sein Inszenierungskonzept und die Bedeutung von Opern in der Gegenwart. 

Stefano Simone Pintor: Diese Oper enthält viele Momente von seltener Schönheit, wo die „besondere Note“ des italienischen Komponisten nach wie vor vorhanden ist. Die Musikgeschichte erzählt uns, dass dieses Werk eine der bedeutendsten Opern von Verdi war. Vor allem, da es sich dabei um die erste Komposition handelt, in der er versuchte, seine eigene Sprache und Erfahrung zu erneuern. Seine Kunst mündete dadurch in einem neuen Typ des Musiktheaters, der ihn letztlich dazu inspirierte, Meisterwerke wie „Aida“ und „Don Carlos“ zu komponieren.

Im Hinblick auf Ihr Regiekonzept: Was ist für Sie der innere Kern der “Sizilianischen Vesper”?
Stefano Simone Pintor: Meiner Meinung nach ist klar erkennbar, dass Verdi viel mehr an dem persönlichen Drama seiner Figuren interessiert war als an den großen historischen Ereignissen, die sie erleben. Besonders gilt dies für diese Phase seines Lebens, als stolze Jugendopern wie „Nabucco“ oder „Ernani“ längst der Vergangenheit angehörten. Von diesem Augenblick an waren für ihn die großen Massen auf der Bühne sicherlich ein interessantes Mittel, um seine Opern zu kreieren. Er zeigte immer großes Geschick in der Gestaltung der Stücke dieser „Massen“, aber die Kraft einer einzigen menschlichen, berührenden Seele war dennoch hundert davon wert. Man könnte eigentlich sagen, dass er von den kleinen Dingen im Leben angezogen wurde - oder, mit anderen Worten, von den „Bewegungen des Geistes“ und nicht von den „Bewegungen der Revolte“.
Aber wie kann ein einzelnes Individuum seinen persönlichen Weg im „großen politischen Spielfeld“ finden? Die Essenz meines Inszenierungskonzepts beschäftigt sich mit dem Einfluss und der Bedeutung der figurativen Künste für jeden einzelnen Charakter der Oper. Kunst war das einzige propagandistische Medium für die politischen Bewegungen, als neue Informationsmedien wie Radio, Fernsehen oder Internet noch nicht existierten. Noch heute, im dritten Jahrtausend, haben die Künste diese Rolle inne, obwohl sie durch die listige Macht dieser neuen Informationstechnologien weitgehend verschleiert wird. Dennoch könnte ein Buch, ein Gemälde, ein Theaterstück oder sogar eine Oper nach wie vor als Spiegel unserer Gesellschaft fungieren. Künstlerische Leiter ermahnen die Menschen: „Make Opera Not War“. Das soll die verborgene Botschaft dieser Inszenierung sein: Die Möglichkeit, die heutige Rolle der Künste neu zu durchdenken, nachdem sie immer noch das perfekte Mittel sind, die Menschen dazu zu bewegen, nach einer besseren Welt zu suchen. Deshalb zielt das Konzept darauf ab, die figurativen Künste zum Kern der Oper zu machen.

Sie sind Gründer, Librettist und Regisseur des ersten online und virtuell beheimateten Opernhauses der Welt, „The Social Opera House“. Worin bestehen Ihrer Einschätzung nach Chancen und Risiken der Kunstform „Oper“ in der Gegenwart?
Stefano Simone Pintor: Die Wurzeln des Musiktheaters gehen zurück auf die Geburt des Theaters. Poesie, Musik und Tanz wurden als verschiedene Aspekte der gleichen einzigartigen Sache betrachtet. Das Musiktheater ist also seit mindestens 3.000 Jahren lebendig. Ich glaube nicht, dass beispielsweise das Risiko besteht, dass das Opern-Genre verschwindet. Es wird leben, solange das Theater lebt, und ich glaube, dass der Tod des Theaters noch sehr weit entfernt ist. Die Kopräsenz eines Schauspielers und eines Zuschauers im selben Raum und die besondere Verbindung, die zwischen ihnen während einer Aufführung entsteht, ist tausend virtuelle Realitäten wert. Das soll nicht heißen, dass die Oper nicht auf die neuen Technologien blicken sollte. Auch heute ist die Oper immer noch die kompletteste und multimedial künstlerische Sprache, die existiert. Es ist das einzige Genre, das man als Gefäß für eine unbegrenzte Anzahl künstlerischer und technischer Disziplinen nutzen kann. Was wir im „Social Opera House“ versuchen, ist, dieses Genre für die enormen Möglichkeiten zu öffnen, die uns die neuen Informationstechnologien bieten, indem wir neue Methoden der Verwirklichung dieser Opern für das neue Publikum erarbeiten. Das einzige wirkliche Risiko, das ich sehe, ist die Verschließung vor allem Neuen. Das Risiko ist, dass wir uns an eine leere Tradition klammern. Eine antike Vision eines Genres, das ganz im Gegenteil alles Potenzial hat, sich selbst zu erneuern - und dabei zwar eine starke Verbindung zu ihrer Vergangenheit bewahrt, aber auch neue Wege findet, um zur Jugend von heute und morgen zu sprechen.

Foto: Nicole Richter

Dirigentin Cornelia von Kerssenbrock und Regisseur Stefano Simone Pintor arbeiten gemeinsam an der Immlinger Inszenierung von Verdis Oper "Die sizilianische Vesper", die als Geheimtipp gilt.

 

 

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