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"Den Brauch des „Frauentragens“ am Samerberg gibt es nun seit fünf Jahren. Bei einem Familiengottesdienstkreistreffen haben Mütter bedauert, dass sie nicht einmal mehr im Advent die Zeit finden, sich mit der Familie zusammenzusetzen und einen Abend gemeinsam zu verbringen. Da erinnerte ich mich an meine eigene Kindheit. Jedes Jahr wurde im Advent in meinem Heimatdorf in Niederbayern ein Bildnis der „Bogenberger Mutter Gottes“ von Haus zu Haus weitergegeben. Die Legende berichtet, dass im zwölften Jahrhundert dort ein Bildnis der schwangeren Jungfrau an der Donau angeschwemmt wurde. Dieses Wallfahrtsbild ist - so wird berichtet – der Ursprung dieses Brauches. Der biblische Advent steht im Zeichen des Aufbruchs und des Unterwegsseins: Maria besucht ihre Base Elisabeth und später macht sie sich mit ihrem Bräutigam Josef auf den Weg nach Betlehem, wo sie eine Herberge suchen. Die Hirten sind auf den Feldern unterwegs und sind ergriffen von der Begegnung mit den Engeln; auch die Magier aus dem Morgenland haben sich auf den Weg gemacht.
Die Adventszeit heute ist auch geprägt vom Unterwegssein. Es ist aber ein anderes Unterwegssein. Umso wertvoller ist es, wenn man gezwungenermaßen innehalten muss. Da sitzt dann die Familie einen Abend um die geschmückte Figur der schwangeren Maria. Kinder und Eltern packen ihre verstaubten Instrumente aus, Lieder werden gesungen, es wird gebetet und auch Oma und Opa sitzen mit am Tisch und erzählen aus ihrer Kindheit. Heuer werden sogar die Asylanten aus der Nachbarschaft mit eingeladen … Am nächsten Tag wird die Staue dann mit einem Gebet an eine andere Familie weitergetragen, die sich zuvor in eine Liste eingetragen hat. Dort bekommt sie wieder für einen Tag einen schön geschmückten Platz in der Wohnung.
Wir haben einmal die Statue an eine Nachbarin weitergegeben, mit der wir uns nicht so gut verstanden haben. Unser kleiner Martin kam auf diese Idee. Seit dieser Zeit treffen wir uns oft mit ihr und spielen zusammen Mensch ärgere dich nicht …, erzählte mir eine Mutter. Das ist eine von vielen kleinen Geschichten, die ermuntern, diesen Brauch weiter zu pflegen.
Sogar die örtliche Grundschule und die vier Seniorenheime gewähren der Marienstatue im Advent ihr Gastfreundschaft. Zu Beginn der Kindermette am Heiligen Abend wird die Figur wieder in die Kirche zurückgebracht. Dort wird sie in einer Schmuckkiste abgelegt, bis sie im nächsten Advent am Samerberg wieder von Haus zu Haus geleitet wird."

Text: Diakon Günter Schmitzberger
Foto: Rainer Nitzsche