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Streetart meets Fotografie – faszinierende Facetten von Andy Warhols New York

 eder 1Die Städtische Galerie Rosenheim hat sich für ihre spektakuläre Andy Warhol-Ausstellung „The Original Silkscreens“ nicht minder interessante Begleit-Veranstaltungen ausgedacht. Mit diesem Rahmenprogramm soll der Spirit von Andy Warhols New York spür-, hör- und sichtbar werden, so Monika Hauser-Mair, Leiterin der Galerie. Am Samstag, 12. März konnte dafür der bekannte Fotograf Sepp Werkmeister, mittlerweile 85-jährig, gewonnen werden, der mit einigen seiner „Faces of New York“, Schwarz-Weiß- sowie Farbfotografien, persönlich anwesend war. Den Spannungsbogen von einst zu heute schaffte die Galerie, indem sie zum Frühschoppen-Gespräch drei der aktuell erfolgreichsten Graffiti- und Streetart-Künstler einlud: der als Sprayer der ersten Generation geltende Loomit, der für seine farbenprächtigen Mädchen-Porträts viel beachtete El Bocho und Tomislav Topic von Quintessenz. Für die musikalische Stimmung sorgte das fantastische, aus Bad Aibling und München stammende „The Hi Fly Orchestra“ mit ihrem „Übermaß an Groove“. Ihren Sound gaben sie vor dem mystischen Lächeln der von Andy Warhol künstlerisch in Szene gesetzten Marilyn Monroe zum Besten.
Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Werkmeister faszinieren in ihrer Ausdrucksstärke; sie fangen Momentaufnahmen ein, die fesseln. Was ihm, wie Werkmeister gestand, vor allem gelang, weil er sie mit versteckter Kamera aufgenommen hat. Seine relativ kleine, kastenförmige Rollei habe er mit einer braunen Tüte überdeckt, in die er ein Loch eingeritzt habe. So hätte er die Menschen unbefangen festhalten können. „Wenn sich jemand bewusst fotografieren lässt, will er immer schön sein“, sagte der gebürtige Münchner. Doch so lasse sich das wahre Ich nicht finden. Beeindruckend der Spannungsbogen seiner Aufnahmen – viele seiner Fotos zeigen Jazz-Legenden in der Brillanz ihres Könnens und als Gegenstück die Armen der Ärmsten, verkommen im Dreck liegend oder elendig in der Ecke hockend. Dazwischen Persönlichkeiten in Alltagssituationen – schillernd, schrill, bürgerlich oder bourgeoise.
Die Gesprächsrunde der vier Künstler nahm sehr schnell Fahrt auf. Der aus Celle stammende Loomit kritzelte bereits als Kind die Wände seines Zimmers voll, wie er gestand. Statt zu studieren, habe er die ganze Welt bereist. 1987 bei seinem ersten Besuch in New York lernte er die Stadt zu Zeiten Andy Warhols kennen. Bei seinem zweiten Besuch in den 90er Jahren wagte er sich als einer der wenigen Weißen in die Ghettos von Brooklyn und der Bronx, um zu sprayen. „Die meisten verstehen Graffiti nicht, weil sie die Buchstaben nicht lesen können“, erklärte Loomit. „Doch in den Brennpunkten der Slums begreifen die Menschen sofort, was man macht.“ Nach 9.11 habe sich die Szene sehr zum Nachteil verändert. Präsident George W. Bush habe systematisch Jagd auf Sprayer gemacht. Er selbst male, um Spaß zu haben und nicht um eine Weltrevolution auszulösen. Weshalb er auch kommerziell tätig war – „in Tabledance-Bars und Mucki-Buden. Von meiner Reise kam ich mit mehr Geld zurück als ich gestartet bin.“ Was dann auch seine Mutter überzeugt habe, dass er von seiner Kunst leben könne.
Tomislav Topic von Quintessenz, der mit 30 Jahren der Jüngste der Runde, referiert bereits an der Hochschule von Hildesheim vor nur unbedeutend jüngeren Studenten. Er sei sehr angetan, neben der Urgestalt des deutschen Graffitis zu sitzen, meinte er mit Blick auf Loomit. Graffiti heiße für ihn, Outlaw oder Provokateur zu sein, sich dort zu präsentieren, wo man es möchte. Aber das Kunstleben sei nicht so, wie man es sich vorstelle. „Man muss früh aufstehen“, bestätigten auch die anderen Streetart-Künstler, die alle von ihrer Kunst leben können.

Der Berliner El Bocho, der sein Gesicht nicht zu erkennen gibt, hat zunächst Werbung und Typographie studiert. Seine bekannten übergroßen Frauen-Porträts sind perfekt skizziert und begeistern in ihrer intensiven Farbe. Die Straße vereine alle Streetart-Künstler, die sich die Nächte um die Ohren zu hauten, um an hochfrequentierten Plätzen ihre Kunst zu präsentieren – sie riskierten dafür alles. Auf die Frage vom Publikum, wie oft die Künstler denn schon „erwischt“ worden seien, sagten Loomit und Topic, sie hätten je zwei Nächte in der Zelle verbracht. El Bocho konterte, er sei immer schneller als die Polizei gewesen; einmal hätten ihn allerdings zwei Berliner Politessen entdeckt, sie hätten ihn dann aber laufen lassen, „weil sie mein Bild so schön fanden“, erklärte der Künstler.

 

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