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Mumien in der CT-Untersuchung zu "Pharao-Ausstellung" im Lokschuppen

mumiect1aSehr geehrte Damen und Herren,  in der Ausstellung „PHARAO“ im Lokschuppen Rosenheim wird die Mumie der „Ta Cheru“ aus dem Museum Aberdeen präsentiert. Sie ist Teil eines Mumienforschungsprojektes des Roemer- und Pelizaeusmuseums Hildesheim, dem Kooperationspartner des Ausstellungszentrums Lokschuppen. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes fand im St. Bernward Krankenhaus Hildesheim ein Mumien-CT statt. Hier sind die ersten Ergebnisse:    
Es handelt sich – Inschriften auf dem Sarg zufolge – um den Körper einer Frau, die um 400 v. Chr. in der Region Luxor in Oberägypten lebte und die den Titel nebet per (= Herrin des Hauses) führte. Über den Zustand der Mumie war vor der Untersuchung nichts bekannt. Die Mumie ist äußerlich völlig intakt und mit einem Perlennetz verziert. Unter den Binden offenbart sich ein Erhaltungszustand, der auf höchstes Balsamierungsniveau schließen lässt. Die inneren Organe wurden sorgfältig entfernt und die Leibeshöhlen wurden mit einem noch nicht eindeutig identifizierten Füllmaterial ausgestopft. Dabei ist es den Balsamierern gelungen, die Körperkonturen lebensnah zu erhalten. Auch das Gehirn wurde entfernt und in die Schädelhöhle wurden Füllmaterialien eingebracht. Der gesamte Körper wurde mit etlichen Lagen Leinenbinden umwickelt, deren Zahl wir auf ca. fünfzig schätzen. Eine Balsamierung, bei der alle Leibeshöhlen vollständig ausgefüllt wurden und bei der eine so enorme Menge Leinenstoffe eingesetzt wurde, ist außergewöhnlich und spiegelt die Zugehörigkeit der oder des Verstorbenen zur ägyptischen Oberschicht wider. Die Inschriften auf dem Sarg zeigen deutlich, dass es sich um eine Frau handelt. Dennoch gibt es Fälle, in denen Sarg und Mumie nicht zusammengehören, weshalb erst eine anthropologische Begutachtung das Geschlecht eindeutig bestätigen kann. Diese und weitere Ergebnisse sind in den kommenden Wochen zu erwarten. 
mumiect3aDabei wird auch nach Hinweisen auf Krankheiten oder die Todesursache gesucht, die bei ägyptischen Mumien aber meist nicht feststellbar ist, da die inneren Organe in der Regel – wie auch bei dieser Mumie – fehlen. Neben der Ganzkörperuntersuchung wurde eine besonders hochauflösende Untersuchung des Schädels durchgeführt, auf deren Grundlage in den nächsten Wochen eine Gesichtsrekonstruktion erfolgen wird. Auffallend war bei der ersten Begutachtung des Schädels, dass zahlreiche Zähne fehlen, während die Wirbelsäule wenig Abnutzungserscheinungen erkennen lässt und dem ersten Eindruck zufolge auf ein eher jüngeres Sterbealter schließen lässt.  
Die Untersuchung erfolgte im Rahmen des Hildesheimer Mumienforschungsprojektes, das ursprünglich 2015 im Vorfeld der großen Sonderausstellung ‚Mumien der Welt’ begonnen wurde und nun dauerhaft fortgeführt werden soll. Es wurden bereits zahlreiche Mumien aus Ägypten, Peru und von den Kanarischen Inseln sehr erfolgreich untersucht, wobei der Schwerpunkt bislang auf den bildgebenden Verfahren liegt. Zukünftig ist jedoch eine Ausweitung des Methodenspektrums geplant, um die in den Mumien enthaltenen Informationen so weit wie möglich zugänglich zu machen, wobei dem Projekt als tragende Säulen drei Zielsetzungen, die sich an Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft orientieren, zugrunde liegen:  

MumieCTRPMuseum

Es sollen Informationen über die Verstorbenen selbst, ihre Lebensweise und – soweit möglich – die Herkunftsgesellschaften erschlossen werden. Die Mumien sollen in den Kontext ihrer Kultur und ihrer Zeit eingebettet werden und die dahinter stehenden Persönlichkeiten sollen rekonstruiert werden.  Zugleich werden die Mumien auf ihren restauratorischen Bedarf hin untersucht. Dies ist Teil unserer Achtung und Wertschätzung für die Verstorbenen, die für uns eine wertvolle Quelle sind, die zugleich aber auch verdienen, mit größtem Respekt behandelt zu werden und deren weitere Existenz auf diese Weise gesichert wird. So soll dem Wunsch dieser Menschen, in Erinnerung zu bleiben, auf zweierlei Weise begegnet werden – indem ihre Körper erhalten werden und ihre Namen und Lebensläufe der Vergessenheit entrissen werden. 
Das Hildesheimer Mumienforschungsprojekt ist aber auch zukunftsorientiert. Mumien sind wertvolle Quellen nicht nur für die historische sondern auch für die biologische und medizinische Forschung. Zum Beispiel sind in den Mumien Krankheitserreger konserviert, die isoliert werden können und deren sequenzierte Genome wertvolle Informationen über die Evolution dieser Bakterien liefern können, die unmittelbaren Eingang in die medizinische Forschung finden, besonders im Zusammenhang mit der Resistenzentwicklung von Bakterien gegen Antibiotika, die ein immer drängenderes Problem darstellt. Es ist zu erwarten, dass die Mumienforschung auf diese Weise zunehmenden Anteil an der Bewältigung ganz aktueller Probleme der Gegenwart und der Zukunft haben wird. 
 

Fotos: Lokschuppen Rosenheim und Roemer- und Pelizaezusmuseum Hildesheim 

 
 

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