Wer glaubt, ein Gildeball besteht aus einer Anreihung von tanzschwingenden hübschen Gardemädchen und Prinzenpaaren, hat Recht. Aber darüber hinaus hat er deutlich mehr zu bieten – zumindest, wenn die Prienarria acht Gilden ihrer Nachbargemeinden in den Großen Kursaal von Prien einlädt. Das Publikum im bestens gefüllten Saal bekam in elf Auftritten ein Feuerwerk an ausgelassenem Tanz, feurigen Paraden, leidenschaftlichen wie sinnlichen Walzern, akrobatischen Höchstleistungen sowie peppigen Showeinlagen zu sehen, die die Tänzerinnen und Tänzer monatelang einstudiert haben. Den Reigen eröffneten die Prienarria-Prinzenpaare mit ihren Garden ausgelassen und gekonnt unter Jubelrufen des Publikums. Nach einer Tanzpause zur Musik von „Flash-Dance“ entführte die Pruttinger Gilde die Gäste ins Reich der Indianer. Der Einmarsch erfolgte im Trommelrhythmus. Häuptling „Winzige Hand Mane-tou I.“, ausgestattet mit einem prächtigen Federkopfschmuck, und „Stilles Wasser Squaw Martina I.“ überzeugten schnell. Der Showteil der Garde präsentierte einen bestens choreografierten Tanz ums Feuer. Die Gilde aus Rohrdorf brachte mit Katharina II. im helllila Rüschenkleid und Anton I. im weißen Anzug und ihrem „Viva la revolución“ leidenschaftliche Tango-Rhythmen und kubanische Atmosphäre auf die Bühne. Bevor die Gilde aus Bad Endorf starten konnte, musste der Saal zunächst etwas umgebaut werden, denn sie agierten nicht auf der Bühne, sondern davor – was für Spannung sorgte. Das Prinzenpaar Sebastian I. und Sabine I. sowie ihre Showtanzgruppe „Hurricanes“ zeigten mit dem Programm „AIRobic“ ein hochprofessionelles akrobatisches Können, bei dem sich die Tänzerinnen in dreistöckigen Pyramiden atemberaubend bis unters Dach des Großen Kursaals bewegten – um dann mutig in die Arme ihrer Tanzkollegen zu fallen. Was bei den Gästen Begeisterungsstürme sowie Erinnerungen an „Circus Monte Carlo“ auslöste. Die Gilde aus Kastenau faszinierte als Flugpersonal mit Rollkoffer und pinkfarbenen Röcken, die Herren im Monteurs-Dress mit Sonnenbrille, das Prinzenpaar als Stewardess Sabine I. und Kapitän Johannes I.  Mit im Gepäck hatten sie die „AH“, die alten Herren bzw. absoluten Helden in ihren historischen Flugkostümen und ihren „Fliegenden Kisten“. Ihr Tanzprogramm zeigte zu rockigen Klängen u. a. Boygroup ähnliche Szenen. Die Gilde aus Chieming präsentierte mit ihrem „Welcome to Wonderland“ ein an Hänsel und Gretel adaptiertes Tanzstück. Ihren Walzer interpretierte das Prinzenpaar Paul I. und Julia I. als temperamentvolles Eifersuchtsspektakel – die Vorführung der Garde beinhaltete erneut artistisches Können mit dreistöckigen Pyramiden bis zur Decke der Bühne. Es folgte die Gilde aus Aschau, die klassisch in Rot-Weiß mit Federhut auftrat und mit ihrer im Can-Can-Stil inszenierten Vorstellung zeigte, wie schön sie das Tanzbein schwingen kann. Das ebenso ganz in Rot gehaltene Prinzenpaar Veronika II. und Johannes I. überzeugte mit einem überaus gefühlvollen wie leidenschaftlichen Walzer – sicherlich einer der harmonischsten Tänze des Abends. Die Gilde aus Bernau kam in Schwarzrot gekleidet. Das Prinzenpaar Simone I. und Florian II. brachte die Zuschauer nach Argentinien; die Tänzer unterbreiteten – von Saltos untermalt – temperamentvoll ihr bestes sportliches Können. Einfallsreich ließen sie Rap-Sequenzen in die Tango-Rhythmen einfließen. Als letzte Gastgilde trat die des Mangfalltals mit einem sehenswerten Fransenkostüm auf; das Prinzenpaar Stefanie I. und Bernhard I. brillierte in smaragdgrünen Kostümen. Ihre Showeinlagen schlossen den anspruchsvollen Reigen des Abends erneut in südamerikanischer Art. Danach brachte die Prienarria-Garde mit ihrem Showteil den Gästen die Welt des „Wilden Westens“ näher und damit nochmals einen Energieschub ins Publikum, das sich mit tosendem Applaus für diesen kurzweilen Abend bedankte.