Ronny Gramß, Ergotherapeut im Medical Park Chiemsee in Bernau-Felden, ging es in seinem Vortrag vor allem darum, seine Zuhörer zu motivieren, bereits im Vorfeld Maßnahmen zum täglichen Gelenkschutz zu ergreifen und nicht zu warten, bis sich Beschwerden einstellten. „Wir bewegen uns im Vergleich zu früher viel weniger“, sagte er dem interessierten Publikum. Seien wir vor hundert Jahren durchschnittlich knapp 20 Kilometer am Tag gelaufen, so seien es vor 30 Jahren noch 5,6 Kilometer gewesen - und heute bewegten wir uns gerade mal zwischen 500 und 700 Meter! Vieles Sitzen sowie längeres, statisches Stehen führten zu einer einseitigen Belastung. Auch Stoß- und Stauchbewegungen beispielsweise beim Treppensteigen sowie Rotationen seien nicht gut für den Bewegungsapparat, da sie einen starken Gelenkabrieb verursachten. Wichtig sei es, sich mehr, und vor allem sich richtig zu bewegen. „Die meisten von uns laufen falsch“, erklärte Gramß. Beim Gehen solle man mit den Versen abrollen und nicht mit dem Mittelfuß auftreten. Von Bedeutung sei auch das richtige Schuhwerk; bestens geeignet seien geschlossene Schuhe, die dem Fuß den nötigen Halt böten. Die Sohle solle weich und biegsam sein; die Höhe des Absatzes maximal vier Zentimeter betragen. Am Abend dürften die Damen aber schon ab und zu High Heels tragen, ohne sich übermäßige Sorgen machen zu müssen. Auch ziehe man die Schuhe am besten - auf einem Hocker sitzend bei gerader Haltung der Beinachse - mit einem Schuhlöffel aus. Die Socken ließen sich ebenso mithilfe eines eingeschlagenen Handtuchs als Verlängerungsschlauch abstreifen; was er anschaulich demonstrierte. Die Beine übereinanderzuschlagen, verdrehe das Becken und führe zu einem Gefäßstau. Optimal sei es, barfuß zu gehen; wichtig, die Schuhe regelmäßig zu wechseln, damit sich der Fuß an verschiedene Untergründe gewöhne. Auch zum Sitzen und Aufstehen hatte er wertvolle Tipps. Das Abstützen müsse symmetrisch erfolgen, Beim Hinsetzen solle man sich zuerst auf die Stuhlkante setzen und dann sachte nach hinten rutschen. Auch solle man nicht die ganze Zeit angelehnt bleiben, sondern oft frei sitzend verweilen, damit die Muskeln nicht erschlafften. Die einst propagierten Pezzibälle seien aufgrund ihrer Unfallgefahr nicht mehr empfehlenswert. Vielmehr stellte er zwei höhenverstellbare Hocker vor, die sich dynamisch bewegen ließen und bestens auch als Stehhocker zum Arbeiten geeignet seien. Ebenso führte er das rückenschonende Heben und Tragen vor. Kritisch beurteilte er das einseitige Umhängen von Handtaschen. Beim diagonalen Tragen würde das Gewicht viel besser verteilt. Ideal sei ein Rucksack mit breiten Trägern. Allein der Einsatz eines Bauchgurts reduziere das Gewicht um 25 Prozent, der Brustgurt um weitere fünf bis sieben Prozent. Angesichts der Tatsache, dass der Inhalt der Handtasche einer Frau durchschnittlich 3,7 Kilo wiege, sei dies eine sinnvolle Alternative.