Die Pracht vergangener Zeiten – Im Neuen Schloss Bayreuth

festsaalbau klDie Bayerische Schlösserverwaltung hat die Ausstattung der Prunkräume im Neuen Schloss Bayreuth mit Möbeln und Gemälden neu gestaltet. Dabei hat sie sich an alten Inventarlisten orientiert, um die Räume ihrem Original aus dem 18. Jahrhundert anzunähern, als Markgraf Friedrich und seine Wilhelmine das Schloss bewohnten. Drei der Räume des Markgrafen Friedrich, das Spalierzimmer, das Musikzimmer und das Schlafzimmer, sind normalerweise nicht für Besucher zugänglich, können jedoch anlässlich der Residenztage 2017 am Samstag, den 16. September besichtigt werden.

Betritt man den ersten der drei Räume, das Spalierzimmer, hat man den Eindruck, man verließe das Schloss und sitze draußen in einer Gartenlaube. Pastellfarbene Blütenranken winden sich über die Wände und geben den Blick auf eine Küstenlandschaft frei, in der Vögel auf bizarren Felsformationen die Sonne genießen. Gemalt hat die Küstenlandschaft der Bayreuther Hofkabinettmaler Johann Christoph Jucht 1798. Ausgestattet ist der Raum mit einer Sitzgarnitur und einem vergoldeten Tisch. Als nächstes gelangen Besucher in das Musikzimmer des Markgrafen. Hier reihen sich Porträts von Musikern an der Wand, die von musizierenden Putten an der Decke beobachtet werden. Ein Kamin aus grauem Altdorfer Marmor mit Muschelversteinerungen lässt das Zimmer gemütlich wirken. In den beiden Kommoden und auf den Konsolen fanden Musikstücke ihren Platz. Die Stühle im Raum luden zum Platznehmen ein. Das letzte der drei Zimmer ist das Schlafzimmer des Markgrafen. Als Paradeschlafzimmer hatte es eine repräsentative Funktion zu erfüllen; zur Ruhe legte sich Markgraf Friedrich in seinen Privatgemächern. Das Paradeschlafzimmer spielte eine wichtige Rolle bei Audienzen: Durch seine Position am Ende der Raumfolge wurden Audienzen, die im Schlafzimmer stattfanden, als besondere Ehre gesehen. Die vergoldeten Deckenstuckaturen, die an abstrakte Gebilde aus Muscheln erinnern, stammen von dem Stukkateur Adam Rudolph Albini. Eingerichtet ist das Schlafzimmer nach einem Inventar aus der Zeit Wilhelmines.

Zu sehen ist in den neu eingerichteten Räumen auch eine rezente Schenkung. Frau Dr. Karla Fohrbeck überließ in diesem Jahr der Bayerischen Schlösserverwaltung einen Lohrer Spiegel für die Markgrafenzimmer. Die Spiegelfabriken in Lohr belieferten die Fürstenhöfe im 18. Jahrhundert mit Spiegeln im Stil der begehrten, aber sehr teuren venezianischen Spiegel. Der nun in das Neue Schloss Bayreuth gelangte Spiegel wurde kurz nach Kriegsende vom Arzt Dr. Peter Fohrbeck, dem Vater der Spenderin, aus den Beständen von Schloss Fantaisie erworben, an denen damals geringes Interesse herrschte: Zu NS-Zeiten „Reichsschule Donndorf-Bayreuth“ des nationalsozialistischen Lehrerbundes, diente das Schloss 1945 bis 1948 als Sanatorium der amerikanischen Besatzungsmacht und erlitt anschließend  einen häufigen Nutzungswechsel, bevor die Bayerische Schlösserverwaltung Schloss und Park Fantaisie im Jahr 1961 übernahm. Jetzt, ca. 70 Jahre später, kehrt der Lohrer Spiegel in sein markgräfliches Ambiente zurück.

Die neu eingerichteten Zimmer können an den Residenztagen nicht nur im freien Rundgang entdeckt werden. Der Museumsreferent und Kurator der Neueinrichtung, Dr. Peter O. Krückmann, bietet um 14 Uhr einen Rundgang unter dem Motto „Alte Räume, neu und doch alt präsentiert“ an. Um 17 Uhr entführt die Musikführung „Jedem ein Musikzimmer! Wo Wilhelmine und Friedrich musizierten“ mit Dr. Peter O. Krückmann, Yuliya Shein, Tatjana Hubert, Eduard Hubert und Oxana Betzmeir in die Zeit, als die hochmusikalische Wilhelmine selbst noch musizierte. Die Anmeldung zu den Führungen mit begrenzter Teilnehmerzahl ist telefonisch möglich unter 0921 75969-21.

Weitere Informationen zu den Objekten in Bayreuth finden Sie unter www.bayreuth-wilhelmine.de

Bild: Residenz München,  © Bayerische Schlösserverwaltung